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Von den Namen der Pflanzen

Von den Namen der Pflanzen

Die wissenschaftlichen Pflanzennamen sind von großer Bedeutung, weil sie den Schlüssel zu unserem Wissen über die Pflanzenwelt bilden, denn Informationen über eine Pflanze kann man in Büchern nur finden, wenn man ihren Namen kennt. In der botanischen Systematik wird jede Pflanze benannten Sippen (Fachausdruck: Taxa, Einzahl Taxon) zugeordnet, die verschiedenen, einander übergeordneten Rangstufen angehören. Die Grundrangstufe ist die Art (species). Eine Art kann einerseits z.B. in Unterarten (subspecies), Varietäten (varietas) und Formen (forma) unterteilt werden. Andererseits kann sie in aufsteigender Reihenfolge zahlreichen Taxa höherer Rangstufen zugeordnet werden; d.h. eine Art gehört z.B. zu einer Gattung, Familie, Ordnung, Klasse und Abteilung. Im Bedarfsfalle werden noch weitere Zwischenrangstufen unterschieden.
Die Anwendung der wissenschaftlichen Namen wird durch den für alle Botaniker verbindlichen "Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur" (letzte Ausgabe 2012, nun als "Internationaler Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen") geregelt; sie werden ohne Rücksicht auf ihre sprachliche Ableitung wie lateinische Namen behandelt. Der Name einer als neu beschriebenen Art ist nur dann gültig veröffentlicht, wenn er mit einer lateinischen Beschreibung verbunden ist.
Der Artname setzt sich immer aus zwei Teilen zusammen. Dabei folgen wir dem Vorbild der von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) zum ersten Mal konsequent angewendeten zweigliedrigen (binären) Benennung. Der stets groß geschriebene Gattungsname bildet den ersten Teil; der zweite Namensteil, das sogen. Artepitheton (Beiwort), wird in der Regel klein geschrieben.
Als Beispiel für die Benennung einer Art und der ihr übergeordneten Sippen sei hier die Kartoffel genannt (in Klammern werden die für die Namen der höheren Rangstufen typischen Endungen genannt):

  • Abteilung (-phyta): Magnoliophyta (Spermatophyta: Samenpflanzen)
  • Unter-Abt.(-phytina): Magnoliophytina (Angiospermae: Bedecktsamer)
  • Klasse (-opsida): Magnoliopsida (Dicotyledones: Zweikeimblättler)
  • Ordnung (-ales): Solanales (Nachtschattenpflanzen)
  • Familie (-aceae): Solanaceae (Nachtschattengewächse)
  • Gattung: Solanum (Nachtschatten)
  • Art: Solanum tuberosum L. (Kartoffel)

Hierbei ist zu beachten, daß die Sippen höherer Rangstufe in verschiedenen Systemen unterschiedlich abgegrenzt (und benannt) werden können.Auf den Namensschildern des Botanischen Gartens werden in der Regel der den Gattungsnamen enthaltende Artname und der Name der Familie genannt; soweit unterschieden, werden auch Unterarten (subsp.) und Varietäten (var.) erwähnt. Hinter dem wissenschaftlichen Namen werden normalerweise die Autoren (meist in abgekürzter Form) angegeben, die als erste den Pflanzennamen gültig veröffentlicht haben. In unserem Beispiel "L." für Linné. Nicht selten werden sogar zwei Autoren zitiert, von denen der erste in Klammern steht. Ein solches doppeltes Autorzitat kommt dadurch zustande, daß beispielsweise eine Art aufgrund neuer Erkenntnisse später in eine andere Gattung versetzt wird. In einem solchen Fall muß das Epitheton des ursprünglichen Namens beibehalten werden, und sein Autor wird dann in Klammern zitiert, während der Autor, der die "Versetzung" der Art zuerst durchführte, dahinter steht. Der in unseren Buchenwäldern verbreitete Waldmeister wurde z.B. zunächst von Linné Asperula odorata genannt. Später wurde er von dem Tiroler Botaniker Scopoli in die Gattung Galium versetzt und heißt jetzt Galium odoratum mit dem Autorzitat "(L.) Scop." (siehe unten).
Soweit bekannte, in der Standardliteratur verwendete deutsche Namen der Pflanzen existieren, werden auch diese auf dem Namensschild angeführt. Dabei ist aber zu bedenken, daß in verschiedenen Gegenden Deutschlands oft unterschiedliche Namen existieren. Für viele nur außerhalb Deutschlands wachsende Pflanzenarten gibt es jedoch keine deutschen Namen. Die Übersetzung der wissenschaftlichen Namen wurde oft versucht, führt aber meist zu unbefriedigenden Ergebnissen, zumal solche Namen in der Literatur nur selten verwendet werden.
Bei Kulturpflanzen werden häufig zahlreiche Sorten (cultivar, cv.) unterschieden. Seit 1959 müssen neue Namen solcher Sorten Phantasienamen sein und dürfen nicht mehr den latinisierten botanischen Namen entsprechen, was vorher zulässig war, z.B.

  • Taxus baccata cv. Variegata (älterer Name)
  • Solanum tuberosum 'Bintje'
  • Phlox drummondii 'Sternenzauber'

Sortennamen sind an der Abkürzung cv. oder an einfachen Anführungszeichen zu erkennen.

Ein Beispiel für ein Namensschild des Botanischen Gartens sehen Sie in der rechten Spalte.