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Moosgarten

Die Verwandschaftskreise der Moose: Hornmoose | Lebermoose | Laubmoose


Zu den neuesten Angeboten des Botanischen Gartens gehört der am 8. November 2006 eröffnete Moosgarten. Er wurde ermöglicht durch eine großzügige Spende von der Friedericke-Schaumann-Stiftung.

Einige Wasserbecken, die nach der Neugestaltung des Wassergartens für ihre ursprünglichen Zwecke aufgegeben wurden, sind mit besonders nährstoffarmen Boden aufgefüllt, damit im Zusammenspiel mit dem angrenzenden Buchenwald die richtigen kleinklimatischen Bedingungen für den Mooswuchs vorhanden sind. Näheres über Moose ist auf einem Schild erläutert.

Das große Becken

Kalkliebende Moose

Bisher gibt es wenig Erfahrungen mit der Kultur von Moosen im Botanischen Garten. Deshalb wurden zwei Methoden gewählt: In eins der kleinen Becken ist eine Moosmatte ausgelegt (Informationen s. unten). In den anderen Becken sind Moose aus der Umgebung von Berlin angepflanzt, um Erfahrungen mit Kulturbedingungen zu gewinnen. Besonders gut sind sie im großen Becken zu beobachten, wo eine Treppe zu Boden führt. Dort lassen sich im Winter die Sporenkapseln beobachten. Im südlichen Teil ist kalkreicher Schutt für die Anzucht von kalkliebende Moosen aufgebracht. Im westlichen Teil stehen lichtliebende Moose, so wie sie gerne in Berliner Rasen wachsen, und im nordöstlichen Teil und im zweiten kleinen Becken sind Waldmoose untergebracht.
Um die Moose besser zu betrachten und zu erkennen, können Sie an der Kasse der Eingang Königin-Luise-Straße eine Lupe entleihen.

Moosmatte

Die Moose können bequem aus nächster Nähe betrachtet werden.

Alter und Lebensbereich der Moose

Moose sind eine der ältesten, heute noch lebenden Landpflanzen. Schon vor 300 Millionen Jahren wuchsen Moose auf der Erde. Nachkommen dieser uralten Arten haben bis heute überlebt.

Moose sind weltweit verbreitet. Sie kommen vor allem in Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit vor, in Wäldern und Mooren. Sie ertragen aber extreme Trockenperioden ebenso wie starke Temperaturschwankungen, intensive Sonnenbestrahlung oder geringen Lichteinfall. So sind Moose auch in Polargebieten, im Hochgebirge, selbst in der Wüste und in Höhlen anzutreffen.

Moose bilden Wirkstoffe, die sie vor Tierfraß, vor Pilzen und Bakterien schützen. Sie besitzen keine Wurzeln, sondern nehmen Wasser und Nährstoffe über die gesamte Pflanzenoberfläche auf. Auf Klimaveränderungen, auf Luft- und Wasserverschmutzung reagieren Moose empfindlich. Deshalb werden Moose als Bioindikatoren für Pflege und Entwicklungsplanung von Schutzgebieten oder für biologische Umweltbeobachtung eingesetzt. Einige Moose passen sich veränderten Umweltbedingungen gut an. Sie filtern und verarbeiten Feinstaub, sie speichern Schwermetalle und sogar radioaktive Isotope. Ihre medizinische Bedeutung war Naturvölkern bekannt, blieb aber in unserer technisierten Zivilisation bisher weitgehend unerforscht.

Auf von Menschen verursachte Veränderungen unserer Landschaft reagieren viele der hochspezialisierten Moose besonders stark. Der Grad der Gefährdung der Moosflora Deutschlands ist mit 39 Prozent entsprechend hoch. Im Tiefland stehen noch erheblich mehr Moosarten auf Roten Listen unter Schutz, zum Beispiel in Brandenburg 57 Prozent.

Fortpflanzung der Moose

Moose besitzen keine Blüten und bilden keine Samen, sondern Sporen. Zur geschlechtlichen Vermehrung werden Hunderttausende von Sporen in Sporenkapseln entwickelt und durch die Atmosphäre bis in andere Kontinente gebracht. Das erlaubt eine teils weltweite Verbreitung derselben Moosart. Die Befruchtung der Moose ist nur möglich, wenn etwa durch Regentropfen eine Wasserbrücke entsteht, in der die begeißelten Samenzellen zur Eizelle schwimmen können. Scheidet die geschlechtliche Fortpflanzung etwa wegen Trockenheit aus, können sich Moose auch ungeschlechtlich vermehren (vegetative Vermehrung). Dazu bilden manche Moose eine Vielzahl von speziellen Brutkörpern. Auch aus abgefallenen Teilen von Pflanzen oder Blättern können sich neue Moose entwickeln. Den Lebenszyklus eines Mooses und die geschlechtliche Vermehrung finden Sie im Botanischen Museum im Detail erläutert.

Moosmatten

Moosmatten werden heute kommerziell aus besonders unempfindlichen Moosarten hergestellt. Sie dienen der Begrünung von Dächern, Böschungen und Gleisanlagen.
Vor kurzem wurde die feinstaubresorbierende Fähigkeit von Moosen entdeckt. Das macht man sich zu Nutze. Mit den Moosmatten will man in den Städten die leblosen Oberflächen aus Gestein oder Teer durch lebendige, biologisch wertvolle Oberflächen ersetzen.
Zur Herstellung der Matten werden Moose zerkleinert und das Gemisch wird auf eine vorbereitete Pflanzmatte aufgespritzt. Die Matte besteht aus Bändchengewebe (Mypexfolie) und einem darüber liegenden dichten Kunststoffgeflecht. Das soll die Pflänzchen gegen Herauspicken durch Vögel schützen. Die Anzucht einer Matte dauert ca. 18 Monate. Ohne Bewässerung werden die Matten bei Trockenheit braun, erholen sich aber in Regenzeiten wieder.