Gewächshäuser - Haus E
Pflanzen der feuchten Tropen sind das Thema dieses Hauses, in dem die schwülfeuchte Luft noch stärker als im Großen Tropenhaus an die Bedingungen tropischer Regenwälder erinnert. Auch dieses Haus ist selbstverständlich viel zu klein, um eine wirkliche Vorstellung vom Innern eines Regenwaldes zu geben, doch können hier mit einer Auswahl von Pflanzen Anpassungen und charakteristische Merkmale von Pflanzen der feuchten Tropen gezeigt werden.
Zunächst fallen im Haus Würgefeigen sowie Kletterer und Hemi-Epiphyten wie Anthurium, Philodendron und Monstera-Arten auf, dann die „Riesenkräuter" der Familie der Aronstabgewächse (Alocasia portei) und Bananengewächse (Heliconia caribaea, H. metallica). Von der Galerie aus erblickt man Epiphyten mit verschiedenen Anpassungen an die baumbewohnende, aber nicht-parasitische Lebensweise. Humussammler, Trichterepiphyten sowie krautige und sukkulente Epiphyten sind auf separaten Epiphytenstämmen angebracht. Kakteen erwartet man in den feuchten Tropen kaum. Dennoch ist auch diese Familie hier mit verschiedenen stammsukkulenten Epiphyten mit runden Trieben (Rhipsalis) oder blattartigen bis fast farnwedelartigen Flachsprossen (Epiphyllum, Selenicereus) aus den Tropenwäldern vertreten. Kaum für einen Kaktus gehalten wird Pereskia bleo, eine großblättrige, bei näherem Hinsehen aber auch bedornte, strauchige Laubkaktusart mit leuchtend roten Blüten.
An mehreren Lianen der Gattungen Passiflora, Strophanthus und Aristolochia sind auffällige Korkbildungen zu beobachten. Ein Schraubenbaum, Pandanus pulcher aus Madagaskar, fällt durch seine eigenartige Verzweigung auf. Gleich daneben stehen Pflanzen der sandigen Küsten, darunter ein Keimling bzw. eine Jungpflanze einer Kokospalme mit noch anhaftender Kokosnuß.
Unter „Ameisenpflanzen“ versteht man Pflanzen verschiedener Familien, die mit Ameisen in Lebensgemeinschaft leben. Sie bieten Ameisen Wohnraum und in einigen Fällen mit Hilfe von Drüsenausscheidungen sogar Nahrung, werden dafür aber von den Ameisen gegen Tiere und sogar gegen wuchernde Lianen verteidigt. Diese Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen wird als Symbiose bezeichnet. Hier im Gewächshaus kommen die Pflanzen allerdings auch ohne Ameisen aus. Die Ameisenbäume der Gattung Cecropia mit ihren fächerförmigen Blättern und dem knotigen, hohlen Stamm steht sind gute Beispiele für Ameisenpflanzen. Die Ameisenakazie (Acacia cornigera) mit hohlen Nebenblattdornen und mit gelblichen Futterkörperchen an den Spitzen der Blattfiedern ist hier und auch im Haus A zu finden.
falseRhizophora mangle, die wichtigste Mangrovenart, kann sich hier im Mittelbeet (anders als im Haus O) zu voller Höhe entwickeln und wird von weiteren Charakterpflanzen der Mangrovensümpfe begleitet, z.B. von einer Palmenart, Nypa fruticans. Noch recht klein ist ein Exemplar von Bismarckia nobilis, einer Palmengattung aus Madagaskar, die nach dem Reichskanzler Otto von Bismarck benannt ist, während die ebenfalls aus Madagaskar stammende Dypsis decaryi schon zur Stammbildung übergeht.
Der Riesenwuchs von krautigen Pflanzen in den Tropen fällt manchem Besucher schon im Großen Tropenhaus und im Nutzpflanzenhaus bei den Bananengewächsen und den Aronstabgewächsen auf. Gute Beispiele sind hier noch Heliconia caribaea, die ohne Blüten einer Bananenstaude ähnlich ist, und Alocasia portei, ein großes Aronstabgewächs von den Philippinen. Die großen Blätter von Anthurium magnificum (Foto) fallen durch ihre markante, silberne Netznervatur auf.
B. E. Leuenberger